„Jede Abhängigkeit entspringt einer unbewussten Weigerung, sich den eigenen Schmerzen zu stellen und sie aufzuarbeiten.“

Eckhart Tolle

Süchte und Abhängigkeiten

Hinter Süchten und Abhängigkeiten steckt oft mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Es geht um sogenannte Sekundärgewinne – pseudo-positive Gefühle, die uns das Gefühl geben, Potenziale zu erleben oder etwas Gutes zu tun. Diese Gefühle werden vom Unterbewusstsein bevorzugt, weil sie uns scheinbar schützen sollen.

Auf den ersten Blick mögen sie sich gut anfühlen, doch in Wahrheit verdecken sie eine negative Ursache. Man könnte sagen: „Schlacht gewonnen, Krieg verloren.“ Sie lassen uns kurzfristig Erleichterung spüren, verhindern aber langfristig echte Veränderungen.

Sekundärgewinne lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen, die je nach Situation und Verhaltensmuster unabhängig voneinander aktiv werden und es uns schwer machen, die wahren Ursachen zu erkennen:

Sekundäre Krankheitsgewinne

Dieser Begriff stammt aus der Medizin. Hier wird eine Krankheit – in welcher Form auch immer – unbewusst als Mittel zum Zweck genutzt, um einen persönlichen „Profit“ zu erzielen. Die Gefahr liegt darin, dass wir unbewusst Krankheitszustände in unser Leben ziehen, die uns langfristig schaden. Der Fokus liegt so stark auf dem vermeintlichen Vorteil, dass die eigentliche Ursache der Krankheit kaum noch sichtbar ist.

Die Klassische Sucht

Drogen, Alkohol, Nikotin oder Medikamente vermitteln ebenfalls pseudo-positive Gefühle. Sie lassen uns glauben, dass bestimmte Zustände oder Emotionen nur durch diese Mittel möglich sind. Unabhängig von gesundheitlichen Aspekten verhindert jede Form der Sucht eine echte Entwicklung und positive Veränderung, da jede Handlung unbewusst mit dem entsprechenden Suchtmittel verknüpft wird.

Die Emotionale Abhängigkeit

Hier geht es um das klassische „Wenn-dann“-Denken: Ein Ergebnis erscheint nur erreichbar, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Diese Perspektive schränkt die Wahrnehmung anderer Möglichkeiten stark ein. Bewertungen des Verstandes verhindern klare Entscheidungen, und eine direkte, selbstbestimmte Absicht kann nicht mehr getroffen werden.

Erst bei genauer Betrachtung erkennen sich viele in einem dieser drei Bereiche wieder. Solange die persönlichen Zusammenhänge dieser Sekundärgewinne nicht verstanden werden, ist es kaum möglich, sie loszulassen. Zunächst geht es darum, den logischen Verstand zu nutzen, um die Zusammenhänge klar und schlüssig zu erkennen. Erst danach wird eine echte emotionale Lösung möglich.

Oft erkennen wir zwar die Süchte und Abhängigkeiten, dennoch fällt es schwer, die notwendige Motivation und Kraft aufzubringen, um sie loszulassen. Auch hier gilt das gleiche Prinzip: erst verstehen, dann emotional transformieren.